Wenn man Zweifel hat, wenn man krank ist oder einen Unfall erleidet, geht man in der Regel zum Arzt um die Gesundheit zu erhalten. Alle einschlägigen Studien zeigen, dass Männer bei Problemen weniger häufig und später einen Arzt aufsuchen als Frauen. Das trifft auf die Gays am Genfersee nicht zu, sie gehen oft zum Arzt. Da sie im Durchschnitt bei weniger guter Gesundheit sind als die Männer der Gesamtbevölkerung, deutet das auf Probleme bei der bedarfsgerechten Gesundheitsversorgung hin.
Schwule Männer gehen häufiger zu ihrem Allgemein- oder Hausarzt, lassen sich häufiger ambulant behandeln und konsumieren mehr Arzneimittel als der Durchschnittsmann der Gesamtbevölkerung. Dies widerspiegelt ihren schlechteren Gesundheitszustand und die Vielzahl schwer zu behandelnder Gesundheitsprobleme, könnte aber auch auf Probleme in der Arzt-Patient-Beziehung hindeuten. Denn es ist ja paradox, dass Personen, die so oft zum Arzt gehen, ständig bei so schlechter Gesundheit sind.
Alle Gesundheitsbefragungen bei der Bevölkerung in westlichen Ländern zeigen eine hohe Zufriedenheit der Patienten mit ihrem Hausarzt. Unsere Ergebnisse sind deutlich schlechter und ein Indiz für ein Vertrauensproblem in der Arzt-Patienten Beziehung bei schwulen Klienten. Offen mit dem Arzt über sein Leben sprechen zu können und sich verstanden zu fühlen ist für eine gute ärztliche Betreuung unverzichtbar. Man darf nicht zögern, mit dem Arzt über seine sexuelle Orientierung, über die eigenen Wünsche und Probleme zu sprechen. Wenn danach kein Vertrauensverhältnis entsteht und der Patient das Gefühl hat, nicht angemessen behandelt zu werden, ist ein Arztwechsel zu empfehlen. Checkpoint bietet seit 2017 Konsultationen bei einem Allgemeinarzt an.
Mehr als 60% der schwulen Männer haben ihrem Arzt ihre sexuelle Orientierung offenbart. Weniger als 40% der Schweizer Ärzte haben ihre Patienten nach deren sexueller Orientierung oder sexuellen Verhaltensweisen gefragt, und weniger als 40% der schwulen Männer finden, dass das Gesundheitsfachpersonal gut auf die Gesundheitsbedürfnisse schwuler Männer vorbereitet ist. Die Situation ist etwas besser als in den USA und Kanada. Angesichts der besonderen Gesundheitsgefährdungen von Gays ist das Gesamtbild aber erschreckend. Die fehlende Kommunikation über einen ganz wesentlichen Aspekt des Lebens, und die mangelnde spezifische Ausbildung des Pflegepersonals erklären vielleicht zum Teil den schlechten Gesundheitszustand dieser Männer.
50% der Befragten wünschen sich Zugang zu spezifischen Gesundheitsdiensten für Gays. Fast 60% wünschen einen Zugang zu Fachpersonen für schwule Gesundheit oder zu Gay friendly Anlaufstellen und Ansprechpersonen. Es waren unter anderem diese Resultate, die den Anstoss zur Schaffung der Liste der Gay friendly Gesundheitsfachpersonen und der Checkpoint-Gesundheitszentren gegeben haben.