Die erste Etappe der Bedarfsanalyse war eine qualitative Studie, umgesetzt 2001 in einer Gesprächsreihe mit vier Fokusgruppen bei homosexuellen Genfer Männern, die in vier Altersgruppen eingeteilt wurden. Ziel war das Sammeln von Basisinformationen zu folgenden Fragen:
· Was ist Gesundheit für schwule Männer ?
· Welche besonderen Bedürfnisse nehmen sie wahr ?
· Welche Strategien ziehen sie in Betracht, um diese Bedürfnisse zu befriedigen ?
Zu unserer grossen Überraschung erwiesen sich die Männer als geradezu avantgardistisch in ihrer Auffassung, Gesundheit sei ein Gleichgewicht zwischen physischer und psychischer Gesundheit. Abgesehen von Aids war für sie die grösste gesundheitliche Herausforderung, sich selbst zu akzeptieren; die Lebensbereiche, die ihnen am wichtigsten sind, waren Liebe und Beziehung.
Der Grossteil dieser Gespräche drehte sich um Fragen der psychischen Gesundheit in Zusammenhang mit der Homosexualität: Selbstachtung, das Akzeptieren der eigenen Homosexualität, das Coming Out (in der Adoleszenz, aber auch als kontinuierlicher Prozess über das ganze Leben hinweg). Mit Ausnahme der Männer unter 25 Jahren diskutierten alle Gruppen über Probleme, die eigentlich jungen Schwulen zugeschrieben werden, wie die Suizidgefahr oder der schwierige Übergang ins Erwachsenenalter. Die Teilnehmer sprachen darüber, wie schwer es sei, mit seinem Arzt oder seiner Ärztin über die eigene Homosexualität zu sprechen, und über die Diskriminierungen im Gesundheitssystem. Ein Bericht über diese Arbeit unter dem Titel « Erste Diskussionsrunde in Fokusgruppen homosexueller Genfer zu Fragen der Gesundheit, der Bedürfnisse und der Strategien » (französisch, Premier tour de discussions en groupes-focus des hommes gais de Genève en matière de santé, de besoins et de stratégies) ist in unserem Archiv zu finden.