Das Wort Spiritualität, ähnlich wie Liebe, ringt Männern oft nicht mehr als ein leicht betretenes Grinsen ab. Dabei können spirituelle Übungen einen positiven Einfluss auf die Gesundheit haben, seien sie an eine Religion gebunden oder nicht. Seinem Leben einen Sinn geben, sich für etwas engagieren, eine Form von Meditation praktizieren u.v.a.m. sind Tätigkeiten, die enorm zum Wohlbefinden beitragen können.
Schwule Männer unterscheiden klar zwischen Religion und Spiritualität und messen letzterer sehr viel mehr Bedeutung bei. Die seit Jahren gut besuchte Meditationsgruppe bei Dialogai spricht Bände. Die Verdammung der Homosexualität, die Diskriminierung und die Gewalt, der Homosexuelle bis heute durch alle Glaubensbekenntnisse und Religionen hinweg ausgesetzt sind, ist mit Sicherheit nicht unbeteiligt an dieser negativen Sicht auf die Religion. Kinder aus sehr gläubigen Familien haben oft ganz grosse Schwierigkeiten, ihre Homosexualität zu akzeptieren und positiv zu erleben, und leiden oft unter psychischen Gesundheitsproblemen.
Die Homosexuellen in Genf haben sich organisiert, um ihre Religion in Würde leben zu können. Schon 1988 wurde die Gruppe C+H gegründet, und die protestantische Kirche Genf hat inzwischen im Rahmen ihres Projekts LAB eine LGBTI-Gruppe eingerichtet.