Das Konzept schwule Gesundheit geht auf die zweite Hälfte der 1990er Jahre zurück, als die ersten wirksamen antiretroviralen Therapien (ART, Tri-Therapien) gegen Aids aufkamen. Namhafte Aids-Aktivisten und Forscher in den USA, Kanada, Australien, in einigen nordeuropäischen Ländern und in Genf haben in der Folge den Begriff bis heute weiter entwickelt.
Ende der 1990er Jahre rief der nordamerikanische Aktivist Eric Rofes das Ende der Aids-Krise aus. Stattdessen setzte er sich für eine Bewegung für schwule Gesundheit ein, die sich auf die Stärken der Gay Community beruft, nicht auf ihre angeblichen Schwächen und Mängel. Er plädierte für einen ganzheitlichen Gesundheitsbegriff, der sich nicht auf HIV und Pathologien beschränkt; er war überzeugt, dass die Schwulen sich um sich selbst, um die anderen und um das Gemeinwesen kümmern, und dass sie ihre eigenen Projekte und Gesundheitszentren schaffen und betreiben können.
Um die spezifischen Gesundheitsbedürfnisse von LGBT-Menschen zu erkennen und danach zu handeln, müssen Gesundheitsdaten erhoben, mit denjenigen der Gesamtbevölkerung verglichen und daraus die vorrangigen Bedürfnisse und Massnahmen für die Community abgeleitet werden. Die seit 2000 erhobenen Daten zeigen ganz klar, dass sich Gesundheitsfragen für schwule Männer nicht auf Aids beschränken, sondern dass homosexuelle Männer vielfache gesundheitliche Probleme aufweisen. Gesundheitsfachleute und die Verbände der Community müssen sich über die gesundheitlichen Gefährdungen von LGBT-Menschen kundig machen, ihre Leistungen anpassen und ihr Angebot erweitern, um auf diese Situation zu reagieren.