Checkpoint
Das Gesundheitszentrum Checkpoint wurde entwickelt, um auf den Wunsch der Schwulen zu reagieren, von schwulen oder Gay-freundlichen Gesundheitsfachpersonen betreut zu werden, und um die schweren Mängel in der Beratung rund um die HIV-Tests zu beheben, die die Basisbefragung des Projekts schwule Gesundheit, aber auch andere Untersuchungen in der Schweiz zutage gefördert hatten.
Checkpoint Genf orientierte sich am Vorbild von Checkpoint Amsterdam und wurde schweizweit die erste Beratungs- und Teststelle (VCT) speziell für Schwule. Das Zentrum wurde Anfang 2005 eröffnet und bot einen HIV-Schnelltest sowie Tests und Behandlung für die anderen sexuell übertragbaren Infektionen (STI) und eine Impfung gegen Hepatitis A und B an. Die Anlaufstelle wurde schnell zum Erfolg, und in den darauffolgenden Jahren entstanden Checkpoints in anderen Schweizer und europäischen Städten.
Für das Pionierprojekt wurden neue, originelle Verfahren und Massnahmen entwickelt, wie zum Beispiel ein anonymer Aufnahmefragebogen, den der Nutzer vor der Sprechstunde selbst ausfüllt. Der Fragebogen wurde zum Muster für den nationalen BerDa-Fragebogen, der heute in den meisten HIV-Testzentren und an allen Schweizer Checkpoints eingesetzt wird.
Im März 2006 fand in Genf ein Treffen europäischer VCT-Zentren statt, bei dem Erfahrungen und bewährte Verfahren (Best Practices) ausgetauscht und erste Evaluationen des Checkpoints Genf vorgestellt wurden. An dem Austausch nahmen der Checkpoint Amsterdam (inzwischen aufgelöst), das Projekt Fastest des Terrence Higgins Trust sowie die Institute für Sozial- und Präventivmedizin der Universitäten Lausanne und Zürich teil.
Beim Start von Blues-out 2008 wurde der Fragebogen um zwei Fragen zur Erkennung eines depressiven Zustands erweitert, um diesen Aspekt in die HIV-Testberatung integrieren und die Klienten wo nötig an eine kompetente Fachperson weiterleiten zu können. Die derart erhobenen Daten zur Depression bestätigten die hohe Prävalenz der Erkrankung in der schwulen Community und veranlassten Dialogai, den Ausbau von Checkpoint zu einem regelrechten Gesundheitszentrum für die Community voranzutreiben.
2015 wurde Checkpoint Genf von den kantonalen Gesundheitsbehörden als Gesundheitszentrum anerkannt. Seither bietet der Checkpoint auch eine Sprechstunde für psychische Gesundheit an, betreut von einem Psychologenteam unter der Leitung eines Psychiaters (System der Delegierten Psychotherapie). Zwei Medizinstudierende haben ausserdem eine Untersuchung über den Substanzgebrauch bei den Nutzern des Zentrums durchgeführt.
Seit der Einstellung eines ersten Allgemeinarztes 2017 kann der Genfer Checkpoint nunmehr alle Gesundheitsprobleme schwuler und bisexueller Männer abdecken.
Statistik und Evaluation
Im Eröffnungsjahr 2005 wurden von 400 verfügbaren Sprechstundenterminen 314 wahrgenommen. 2016 waren es in der Sprechstunde zur sexuellen Gesundheit 1’160, zur psychischen Gesundheit 583 Beratungstermine. Im Bereich sexuelle Gesundheit ist die Beanspruchung seit einigen Jahren stabil, die Nutzung der seit 2015 angebotenen Beratung zur psychischen Gesundheit verzehnfachte sich innerhalb des ersten Jahres. (2015: 55 Fälle, 2016: 583 Fälle).
2007-2011
Bei den Befragungen 2007 und 2011 des Projekts schwule Gesundheit evaluierten die Teilnehmer auch Bekanntheit und Qualität von Checkpoint. 2007, d.h. ungefähr 18 Monate nach der Eröffnung, hatten mehr als 18% der Gays den Checkpoint schon aufgesucht, fast 60% hatten davon gehört. 2011 hatten 25% die Sprechstunde beansprucht, fast 80% kannten das Angebot. Die relativ hohen Zahlen sprechen für die gute Kommunikationsarbeit von Dialogai in der Szene und die Wirksamkeit der Mundpropaganda in der Community.
2007-2011
Die Qualität von Checkpoint wird höher eingestuft als jene anderer, vergleichbarer HIV- und STI-Testzentren. Dass 2011, sechs Jahre nach dem Start des Projekts, 15% der Gays gar kein anderes Testzentrum kennen, ist bemerkenswert.
2007-2011
Die von den Nutzern am häufigsten genannten besonders positiven Aspekte sind die Gay-freundlichen oder selbst schwulen Mitarbeiter, der Empfang, die Professionalität, die Schnelligkeit der Tests und das nette Personal.
Solche Umfragen zur Klientenzufriedenheit sind für die weitere Entwicklung von Checkpoint wichtig und sollten regelmässig durchgeführt werden. Checkpoint steht im Dienste der schwulen und bisexuellen Männer, und diese sollten regelmässig nach ihren Wünschen, Bedürfnissen, ihrer Kritik und ihren Verbesserungsvorschlägen befragt werden.